Samstag, 15. Januar 2011

A pro pos: mandarinas locas

Ich muss ja zugeben, der tiefere Sinn des 'mandarin intermezzo' war selbst mir bis heute noch nicht hundertprozentig klar. Natürlich hatte ich anfangs eine Idee, sogar einen symbolischen Hintergrund; aber wie das so ist ein einem kreativen Schaffensprozess, änderte sich diese Idee, oder sagen wir's mal so: nachdem das Produkt (=Video) durch profane Umstände (Musik hat nicht die richtige Länge, Einfügen von mehr Bildern, anderes Ende) ein anderes war als ursprünglich beabsichtigt, ist der doch sehr tiefe symbolische Sinn, so wie ich ihn mir gedacht hatte nicht mehr eindeutig anwendungsfähig. Da ich mit dem Produkt trotzdem zufrieden war, habe ich mir andere Begründungen zurechtgelegt (dieses ewige Begründen... soweit wurde ich doch schon von der deutschen Wissenschaftstradition indoktriniert...), seien sie auch so simpel wie: während dem Lernen habe ich viele Mandarinen gegessen, die sind gesund und stärken mein Immunsystem.
Ach, wie naiv!
Tatsächlich gibt es nämlich einen Sinn, nur habe ich mich zu sehr auf das offensichtliche konzentriert, um die wahre Tiefe dieses Clips zu verstehen! Ganz im Gegenteil zu dem Procrastination-Konzept (by the way: hier sehr schön erklärt) musste ich mich meinem zu lernenden Stoff zuwenden um die symbolische Tragweite meines eigenen Produkts zu verstehen (ein Wink des Schicksals??!?).
Für das Prüfungsthema 'Oralität und Literalität' las ich in der Monographie 'Papier und Marktgeschrei' von Peter Burke einen Satz, der mir – ja, wie soll ich sagen? - die Augen öffnete! In dem Buch geht es um die Wissenssoziologie, vor allem darum, wie sich das Wissensmanagement in der Gesellschaft mit der Einführung des Buchdrucks änderte. Und in diesem Buch fand ich den erwähnten Satz, der mir die Erklärung für mein eigenes Werk erklärte.
Der Satz lautete:

Der Aufstieg der deutschen Mandarine hatte bereits begonnen" (Burke 2000, S. 39 (soviel Zeit muss sein!))

Ja!!!!! Es fiel mir wie die Schuppen von den Augen!
Es folgt:

"Die deutschen Mandarine schmückten sich lieber mit dem Titel eines Gelehrten oder Polyhistors. Im 17. Jahrhundert wurden diese Leute bisweilen als gesellschaftliche Klasse oder Schicht beschrieben, der Gelehrtenstand."

Ich mein, mit dem Erwerb meines Magister Artiums trete ich ja sozusagen in den Kreis der Akademiker, der Gelehrten. Die Mandarine sieht sich als Gelehrte. Da geht mir die ganze Symbolkraft meines kurzen Clips erst auf!!! Also zumindest die Symbolkraft der Verwendung von Mandarinen als Hauptdarsteller.
Sogar geistige Autoritäten waren Mandarinenfans:

"Auch Voltaire gehörte zu den Bewunderern der Mandarine“ (ebd., S. 43)

Ohne Scheiß, so steht das in der zitierten Quelle!
A pro pos Tiefsinnigkeit; sogar auf meine gegenwärtige Situation als Anwärterin, die sich, um in den Kreis der Gelehrten eintreten zu können, erst durch eine Prüfung bewähren muss, wird Bezug genommen!

"Während dieser Zeit rekrutierte sich die politische Elite, bestehend aus Richtern oder Mandarinen, fast immer an Hand der Prüfungsergebnisse von Auswahlverfahren, die auf verschiedenen Ebenen stattfanden, Distrikt, Präfektur, Provinz und schließlich Metropole." (ebd., S. 43)

Leider ist meine Auslegung dieser Aussage nicht mehr ganz so positiv: Mit dieser Prüfung ist noch nicht alles geschafft; es werden noch mehr kommen, damit ich in den Kreis der Mandarinen eintreten kann. Auf der anderen Seite: so ist das Leben nunmal: man lernt nie aus; ist eine Etappe geschafft, folgt die Nächste...
Wenn man das ganze weiterspinnt, könnte man die Handlung natürlich auch negativ interpretieren: die Gelehrten werden immer weniger, verschwinden am Ende ganz; und bevor sie verschwinden, müssen sie sich auch noch ausziehen...

P.S.: Passt irgendwie nicht zum Thema, aber irgendwie dann doch: Die Ironie des Lebens: ich kenne eine chinesische Magistra Artium - eine Mandarine sozusagen - die allergisch auf Mandarinen ist...

1 Kommentar:

  1. Pa los no guiris: la rubia intenta justificar el por qué de su jocoso vídeo con mandarinas. Al principio reconoce que es básicamente producto, al igual que casi todos los folclores del mundo, del aburrimiento y de la obligación de estudiar para su último examen de la carrera ( esto último no lo dice pero bueno ya os lo alcaro yo).
    Después nos cuela que en un par de citas de uno de los libros que ha tenido que leer aparecen las mandarinas como la panacea y explicación del universo y todo lo demás.
    Besitos

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